Anostraca

Feenkrebse
Branchipus schaefferi (Fischer, 1834)
Sommerkiemenfuß, Sommerfeenkrebs

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Eubranchipus grubii (Dybowski, 1860)
Frühjahrskiemenfuß, Frühjahrsfeenkrebs

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Tanymastix stagnalis (Linnaeus, 1758)
Eichener Kiemenfuß, Eichener Feenkrebs

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Chirocephalus diaphanus (Prevost, 1803)
Durchsichtiges Handköpfchen

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Streptocephalus torvicornis (Waga, 1842)
(ohne deutschen Namen)

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Artemia spec. 1) (Linnaeus, 1758) ( = Artemia salina)
Salinenkrebschen

1) Das Vorkommen von A. salina ist zumindest an einem inzwischen erloschenen Fundort wahrscheinlich. Vermutlich wurden fast alle rezenten Vorkommen ausgesetzt und sind A. fransiscana zuzuordnen.

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Branchipus schaefferi (Fischer, 1834)
Sommerkiemenfuß, Sommerfeenkrebs

Erstbeschreibung durch den Regensburger Prediger Jacob Christian Schäffer im Jahre 1752 als Apus pisciformis. Der in Sachsen geborene und in russischen Diensten stehende Johann Gotthelf Fischer (von Waldheim), stellte die Art in die von Bénédict Prévost aufgestellte Gattung Branchipus und nannte sie zu Ehren des Erstbeschreibers „schaefferi”. Der wissenschaftliche Name liest sich auf Deutsch: „Schäffers Kiemenfuss”.

Merkmale und Habitat
Branchipus schaefferi bewegt sich frei im Wasserkörper. Die männlichen Tiere fallen durch Ihre hellroten Körperenden (Cerci) auf, ansonsten sind sie gelbbräunlich und fast durchsichtig. Die Weibchen tragen einen leuchtend blau und orange-gelb gefärbten Brutbeutel, in dem die sich bildenden Dauereier ständig bewegt werden. Die typischen, fadenförmig geraden Kopfanhänge der Männchen werden beim lebenden Tier meist gekreuzt und leicht eingerollt über den zweiten Antennen getragen. Letztere sind - wie bei fast allen Feenkrebsen - zu Haltenzangen umgebildet, mit denen die Weibchen bei der Paarung kurz über dem Brutbeutel umklammert werden.

Branchipus schaefferi ist auf temporäre Klein- und Kleinstgewässer als Lebensraum angewiesen. Bei uns sind die Tiere fast immer nur in unscheinbaren Pfützen zu beobachten, die mit Fahrspuren im Zusammenhang stehen oder standen. Einige typische Lebensräume werden in den Habitatfotos vorgestellt.

Alle Vorkommen liegen in (an)lehmigen, meist voll besonnten Gewässern. Heute fast nur noch außerhalb der Flussauen in anthropogen geschaffenen Lebensräumen wie (ehemaligen) militärischen Übungsgeländen und den dazu gehörigen Zuwegungen mit entsprechenden Bodenvertiefungen. Bei Vergesellschaftung mit Triops cancriformis, kann das Gewässer trüb und undurchsichtig sein. Kommt Branchipus schaefferi allein vor, ist das Wasser meist klar. Bei Störungen bewegen sich die Tiere durch heftiges Schlagen des Hinterleibes schnell aus der vermeintlichen Gefahrenzone.

Jahreszeitliches Vorkommen
Bei uns meist in den Sommermonaten Juli-September. Früheste Beobachtung: April, späteste: Oktober.

Geschlechterverhältnis und Vergesellschaftung
In allen Vorkommen zumindest zeitweise ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Das kann aber in Abhängigkeit des Beobachtungszeitpunktes zugunsten des einen oder anderen Geschlechtes verschoben sein. Wenn, dann ist Branchipus schaefferi mit Triops cancriformis vergesellschaftet.

Eubranchipus grubii (Dybowski, 1860)
Frühjahrskiemenfuß, Frühjahrsfeenkrebs

Der polnische Arzt und Naturforscher Benedict von Dybowski lieferte im Jahre 1860 die Erstbeschreibung. Er gab der Art den Namen Branchipus grubii in Erinnerung an seinen Lehrer, den Zoologen Adolph Eduard Grube. Der wissenschaftliche Name bedeutet: „echter Grube'scher Kiemenfuss”.

Merkmale und Habitat
Die im Wasser frei schwimmenden Tiere von Eubranchipus grubii haben einen fast durchsichtigen, rötlich gefärbten Körper, in dem von ventral aus gesehen, der Darm und die Augen als dunkle Punkte wahrgenommen werden können. Die Weibchen zeigen an jeder Seite einen dunkelblauen Streifen. Caudal der Kiemenfüsse befindet sich der in Form und Farbe vergleichsweise unauffällige Brutbeutel. Die arttypischen, fein gegliederten Kopfanhänge der Männchen werden eingerollt zwischen den zu Haltenzangen umgebildeten zweiten Antennen getragen. Letztere dienen als Klammerorgane für die Paarung.

Die meisten Vorkommen liegen in und in der Nähe von Flussauen in klaren, und meist schattigen Gewässern, häufig mit Baumbewuchs und altem Laub als Untergrund. Gelegentlich jedoch auch in frei liegenden Gewässern mit Grasbewuchs. In den Flussauen auch im Vordeichbereich nachgewiesen. In manchen Regionen kann die Art auch außerhalb der unmittelbaren Auen gefunden werden. Zumeist handelt es sich um alte, erhalten gebliebene Waldstandorte auf nassen bis stark wechselfeuchten Böden.

Jahreszeitliches Vorkommen
Bei uns meist im Winter und Frühjahr mit Schwerpunkt April. Früheste Beobachtung: Dezember, späteste: Juni.

Geschlechterverhältnis und Vergesellschaftung
In allen Vorkommen zumindest zeitweise ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Jedoch können - je nach Beobachtungszeitpunkt - auch männliche oder weibliche Tiere deutlich überwiegen. Wegen des relativ unauffälligen Brutbeutels werden gelegentlich auch junge weibliche Tiere fälschlicherweise für Männchen gehalten. Häufige gemeinsame Vorkommen im Gebiet mit Lepidurus apus, seltener mit Tanymastix stagnalis.

Tanymastix stagnalis (Linnaeus, 1758)
Eichener Kiemenfuß, Eichener Feenkrebs

Obwohl auf Grund fehlender Nennung kritischer Merkmale eine sichere Zuordnung von Cancer stagnalis im Systema naturae von 1758 nicht möglich ist, gilt Carl von Linné als Erstbeschreiber der Art. Tatsächlich aber nennt Linné Jacob Christian Schäffers Monographie Apus (pisciformis... = Branchipus schaefferi) als Referenz.

Der wissenschaftliche Name bedeutet „stagnierender Langgeißliger”, wobei sich stagnierend auf den Wassertyp bezieht: Er lebt in stehenden Gewässern.

Merkmale und Habitat
Wie alle Feenkrebse schwimmt Tanymastix stagnalis hauptsächlich frei im Wasser. Die männlichen Tiere sind häufig zart grünlich gefärbt, die Weibchen tragen einen karminrot gefärbten Brutbeutel, der einen opaliszierenden Punkt aufweist. Die geteilt lappenförmigen Kopfanhänge der Männchen, die eingerollt getragen werden, lassen den Kopf - seitlich betrachtet - weniger mächtig erscheinen als bei Eubranchipus grubii. Auch bei Tanymastix stagnalis dienen die zweiten Antennen als Haltezangen für die Paarung, mit denen die Weibchen kurz über dem Brutbeutel umklammert werden.

Alle Vorkommen liegen in Gras bewachsenen, freien Gewässern ohne Baumbewuchs. Nicht nur in der Nähe von Flussauen sondern auch in anderen geeigneten und im Frühjahr überfluteten Bodenvertiefungen oder - in einem Falle - Karstgewässer.

Jahreszeitliches Vorkommen
Bei uns meist im Frühjahr in den Monaten März bis Mai; gelegentlich wurde die Art auch in den Sommermonaten bei relativer Trockenheit und Wärme beobachtet. Früheste Beobachtung: Dezember, späteste: Oktober.

Geschlechterverhältnis und Vergesellschaftung
In allen Vorkommen sind beide Geschlechter nachweisbar, auch wenn zu bestimmten Zeitpunkten mehr Männchen oder Weibchen beobachtet werden können. Wenn, dann findet sich Tanymastix stagnalis relativ häufig mit Eubranchipus grubii vergesellschaftet, seltener mit Lepidurus apus.

Chirocephalus diaphanus (Prevost, 1803)
Durchsichtiges Handköpfchen

Der englische Apotheker und Naturforscher James Petiver beschrieb 1704/09 als erster einen Großbranchiopoden, der anhand der mitgelieferten Abbildung tatsächlich als Anostrake erkennbar ist, als Squilla lacustris minima, dorso natante. Allerdings eignen sich weder Beschreibung noch Abbildung für eine Artdetermination. Da auch die 1758 im Systema naturae von Carl von Linné gelieferte Beschreibung von Cancer stagnalis ungenau war (heute wird sie Tanymastix stagnalis zugeordnet), gilt der Schweizer Bénédict Prévost als Erstbeschreiber. Er hatte sich in einem 1803 veröffentlichten Artikel ausführlich mit den Unterschieden der von ihm in die Gattung Chirocephalus gestellten Taxa beschäftigt. Der wissenschaftliche Name ist übersetzt auch der deutsche: „Durchsichtiges Handköpfchen”.

Merkmale und Habitat
Entsprechend ihres Namens sind die Tiere fast durchsichtig mit rötlicher (Weibchen) oder grünlicher (Männchen) Tönung; die Furca erscheint rötlich. Der Brutbeutel der Weibchen ist auffallend lang, schwach Konus-förmig und steht vom Körper ab. Er überragt mindestens zwei weitere Körpersegmente caudal; seine Färbung variiert zwischen gelb-braun und violett. Bei den Männchen sind die ausgeprägten Frontalanhänge lappenartig und besitzen fingerartige Anhänge. Die 2. Antennen haben eine auffallend kräftige Basis.

Chirocephalus diaphanus kommt heute auf dem Territorium des Bundesrepublik Deutschland nur noch an einer Fundstelle am Rhein vor.

Jahreszeitliches Vorkommen
In allen für Deutschland publizierten Vorkommen waren die Tiere im April nachweisbar.

Geschlechterverhältnis und Vergesellschaftung
Wo untersucht, konnten in den Vorkommen sowohl männliche als auch weibliche Tiere nachgewiesen werden. Gelegentlich wurde eine Vergesellschaftung mit Lepidurus apus beobachtet.

Streptocephalus torvicornis (Waga, 1842)
(ohne deutschen Namen)

Erstbeschreibung im Jahre 1842 durch den polnischen Naturforscher Anton Waga als Branchipus torvicornis. Er beobachtete die Tiere bei Warschau.
Der wissenschaftliche Name würde übersetzt „stiergehörnter Drehkopf” lauten. Gemeint ist aber nicht eine Verdrehung des Kopfes sondern eine der Frontalanhänge.

Merkmale und Habitat
Die Tiere sind schwach bräunlich gefärbt und fast durchsichtig; die Furca hat eine rötliche Färbung. Der Brutbeutel der Weibchen ist je nach Entwicklungsstadium der Dauereier weiß, bräunlich bis tiefrot gefärbt, liegt parallel zum Körper und reicht fast bis zur Furca. Bei den Männchen sind Frontalanhänge und 2. Antennen an der Basis miteinander verwachsen; die zweiten Antennen sind fadenartig dünn. Die Frontalanhänge dagegen sind kräftig und werden meist aufgefaltet getragen. Mit ihnen umklammern die Männchen die Weibchen während der Paarung.

In Deutschland waren nur drei Fundstellen für Streptocephalus torvicornis bekannt. Die letzte Beobachtung datiert von 1969! Bei uns wurden die Tiere in Lehmgrubentümpeln beobachtet. In anderen Ländern in anlehmigen, vegetationsarmen temporären Gewässern.

Jahreszeitliches Vorkommen
Im letzten Vorkommen konnten die Tiere von April bis August beobachtet werden. In der Literatur wird Streptocephalus torvicornis als Sommerform beschrieben.

Geschlechterverhältnis und Vergesellschaftung
In den im 20. Jahrhundert beschriebenen Vorkommen gab es zumindest zeitweise ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Bei uns bislang keine Vergesellschaftung nachgewiesen. In angrenzenden Ländern gelegentlich mit Branchipus schaefferi.

Artemia spec. (Linnaeus, 1758) ( = Artemia salina)
Salinenkrebschen

Mutmaßlich erstmalige Erwähnung von Tieren der heutigen Gattung Artemia im Jahre 982 durch einen unbekannten iranischen Geographen. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Artemia salina durch den holländischen Arzt Johannes Albertus Schlosser 1755 noch ohne einen Namen zu vergeben. Statt dessen bot er die Vergabe eines solchen brieflich Carl von Linné an, der die Tiere 1758 als Cancer salinus in sein Systema naturae aufnahm.

Aus der deutschen Übersetzung des wissenschaftlichen Namens („salzige Artemia”) wird klar, dass dies kein „sprechender Name” ist. Salzig bezieht sich hier auf den Lebensraum. Artemia war eine heiliggesprochene Tochter des römischen Kaisers Diokletian. William Elford Leach, Urheber des Namens und englischer Naturalist, war bekannt dafür, sich bevorzugt mystischer Namen oder kryptischer Worte zu bedienen, ohne dadurch die Tiere im Sinne eines „sprechenden Namens” charakterisieren zu wollen.

Merkmale und Habitat
Artemia kann als einzige Großbranchiopodenart bei uns in ausdauernden, allerdings sehr salzigen Gewässern gefunden werden. Die Färbung aller Arten von Artemia schwankt in Abhängigkeit vom Salzgehalt des Gewässers und der aufgenommenen Nahrung von einem durchsichtig zarten bis hin zu einem kräftigen Rosa. Morphologisch weisen Tiere der Gattung Artemia im Vergleich zu den anderen einheimischen Anostraken zwei Besonderheiten auf: (1) das Abdomen ist mindestens genau so lang wie der Thorax. Und (2) bei den Männchen sind die 2. Antennen nicht greifzangenförmig sondern lappenartig, wobei die Funktion identisch ist: Die Umklammerung des Weibchens bei der Paarung kurz oberhalb des Brutbeutels. Letzterer wölbt sich auffällig weit links und rechts über den Körper heraus und wird nur durch die Farbe der Dauereier gefärbt.

Alle Arten von Artemia kommen ausschließlich in Gewässern mit Salzgehalt von mehr als 6 % bis etwa 30 % vor. Demzufolge waren und sind die Tiere auch bei uns nur in Salinen oder entsprechend salzhaltigen Grubenabwässern zu finden. Auf dem Territorium der heutigen Bundesrepublik gab es bis 1900 nur ein Vorkommen, das Artemia salina zugeschrieben werden kann. Vermutlich sind alle rezenten Vorkommen angesalbt. Dort, wo genetische Untersuchungen vorliegen, wurde die amerikanische Art Artemia franciscana nachgewiesen.

Jahreszeitliches Vorkommen
Bei uns meist im Sommer und Herbst. Früheste Beobachtung: Dezember, späteste: November.

Geschlechterverhältnis und Vergesellschaftung
In allen rezenten Vorkommen zumindest zeitweise ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Keine Vergesellschaftung mit anderen einheimischen Großbranchiopoden.

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